Montag, 6. Januar 2014

hdf - hab dich flieb?

Wir alle verwenden sie. Im Chat mit unseren Freunden und leider auch im wahren Leben. Abkürzungen wie „yolo“, „lol“ und andere Akronyme. Ich hasse sie. Nicht weil ich ein Feind der Jugendsprache bin, sondern weil ich sie schlichtweg immer als letztes kapiere.

Auf dem Nachhauseweg im Schulbus war ich meist ziemlich verwirrt.



Angefangen hat meine Misere schon in der 1. Klasse – raus aus dem Kindergarten und rein in den Sprachjungle aus durcheinander gemixten Buchstaben und Beleidigungen. Ich begann mit dem Schulbus nach Hause zu fahren und wunderte mich über eine bemerkbare Aggression, die in der Luft lag. Gegenseitig schrie man sich zu: „Mist gebooohrt“. Am Wochenende, als mein Papa dann ein neues Bild an die Wand hängte, stellte ich mich prüfend daneben und da fuhr es aus mir heraus: „Mist gebooohrt!“, rief ich mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Nach einer Woche Hausarrest habe ich begriffen, dass eigentlich das scheußliche Wort „Missgeburt“ gemeint war. Erschüttert über diese Tatsache, verlor ich nie mehr ein Wort darüber.

Wenige Jahre später und einige Chaterfahrungen reicher, war ich stolz, begriffen zu haben, was „hdl“, „lol“ und dergleichen bedeutet. Seltsamerweise schien sich da bei manchen aber ein Rechtschreibfehler eingeschlichen zu haben – statt „hdl“ las ich öfters „hdf“. Verwundert über die Häufigkeit rätselte ich – hab dich flieb vielleicht? Kurze Zeit und peinliche Momente später die ernüchternde Erkenntnis: Halt die Fresse. Kleinlaut nahm ich mir vor, von jetzt an analytischer an das Buchstabenwirrwarr heranzugehen. Als ich schließlich drei eigentlich nette Kerle im Chat abserviert hatte, als ich mit einem sonderbaren „afk“ abgespeist wurde und nichts mehr von ihnen hörte, beschloss ich nun wirklich zu googeln. Heute bin ich um einiges schlauer. Vor kurzem wollte ich meinem kleinen Bruder die Bedeutung des Wortes „yolo“ erklären, mit dem er wild um sich schmiss. Doch wieder wurde ich eines besseren belehrt: „Das heißt nicht mehr yolo, das heißt yolbe – you only live bis Elternsprechtag!“  

5 Kommentare:

  1. Haha, sehr amüsanter Text und schon wieder was dazu gelernt ;)

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  2. Sehr lustiger Beitrag. Ich merke leider im Moment dass ich diese Abkürzungen viel zu häufig benutze. Was am Anfang noch als Scherz begann, hat sich allmählich zur Routine entwickelt. Erst neulich erklärte mir meine 17-Jährige Cousine dass man jetzt #fish benutzt. (Überhaupt macht man ja heute überall ein Hashtag davor). Auf jeden fall bedeutet #fish: Fuck it shit happens :D

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  3. Danke für die lieben Kommentare :) freu mich sehr darüber und danke liebe Christina für die neue Info. Man lernt ja immer von den Jüngeren ;)

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  4. Göttlich! Habe herzhaft gelacht und mich wiedererkannt – leider gehöre ich auch zu den Kürzel-Analphabeten, daher bin ich für die Zwanzig Zeilen ausgeschriebener Sätze sehr dankbar, weiter so!

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  5. sehr gut geschrieben Sabrina! sehr amüsant :)

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Wir freuen uns sehr über deine Meinung! Bitte denke daran, dass wir bei zwanzig zeilen liebe keine Beleidigungen dulden....
Daher erscheint dein Kommentar erst nach unserer Prüfung unter dem Beitrag.

Vielen Dank für dein Verständnis!