Samstag, 11. Januar 2014

ein plädoyer für fleisch

Wer früher zur Mehrheit zählte, ist heute einer unter wenigen. So wie ich. Denn im Zeitalter der Hirsedünster und Hobbyveganer ist es fast eine Schande noch Fleisch zu essen. Doch ich kann die Begeisterung für Beilagen oder Ersatzprodukte, wie Reismilch oder Tofu, schlichtweg nicht teilen.

Im Bio-Supermarkt wird man als Fleischesser diskriminiert - doch ich setze mich zur Wehr!



Jedes Mal, wenn meine Mutter ihr „Sesam, öffne dich!“ spricht und die Glastür auseinander gleitet, strömt es in alle meine Poren: Ein süßlich muffiger und seltsamer Geruch. Als hätte man sich einen uralten Jutesack über den Kopf gestülpt. Meine Mutter ist seit kurzem bekennende Veganerin. Sie erstrahlt über das ganze Gesicht, wenn wir einmal pro Woche ca. 20 Kilometer zum entfernten Bio-Supermarkt pilgern. Ein Jungle aus lebenserhaltenden Ersatzprodukten, ohne die der Veganer dem sicheren Hungertot geweiht wäre. Statt Kuhmilch gibt es Reismilch, statt Zucker gibt es Stevia und statt Nutella gibt es gepresste Tonka Bohnen. Es geht schon los, dass ich als leidenschaftliche Bäckerin die freudlose Kuchentheke nicht leiden kann. Dort liegen schlimme Dinge aus Dinkel, Quinoa und vor allem ohne Butter, Salz und Zucker. Ein Stück Gemüse-Tarte sieht aus, als hätte sie ein Vierjähriger zum Muttertag zusammengepanscht, in eine Form geklatscht und dann nur halbdurch gebacken. Grausam! Ich hasse den Secondhandlook des viel zu kleinen Gemüses, das dreckverschmiert in 100 % recyclebaren Kartons liegt. Am schlimmsten aber ist das Fließband an der Kasse. Wer dort ein Rindersteak ablegt, wird mit bösen Blicken beäugt und in die moralische Hölle geschickt. Allein schon, wer zum winzigen Fleischregal ganz hinten in die Ecke geht, darf sich mies fühlen. Als würde man in der Videothek immer direkt zum Pornoregal gehen. Meine Einkäufe werden vom Kassierer behandelt, als hätte ich das letzte Känguru durch den Fleischwolf gejagt. Das schlimmste daran ist, das Vegetarier immer die richtigen Argumente auf ihrer Seite haben und mir nichts zu entgegnen bleibt, außer dass ich eben gerne Fleisch esse. Doch in einer Welt voller Verbote, muss das auch einfach mal als Begründung reichen.

4 Kommentare:

  1. Hallo Mädels,
    Euren Blog lese ich am liebsten in der UBahn, vorallem dann wenn mich Facebook freundlich daran erinnert, dass es einen neuen Post gibt. Mir gefällt die Leichtigkeit der Themen, die aber auf keinen Fall oberflächlich sind. Hier drin stecken wirklich 20-Zeilen-Liebe, das merkt man. Ein besonders großes Lob an Sabrina Holland, wunderbar bildgewaltige Wortwahl und originelle Themen! Weiter so an Euch alle!
    Liebe Grüße
    Sandra

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  2. Liebe Mädel von Zwanzig Zeilen Liebe,

    euer Blog hat es mir wirklich angetan. Gespannt warte ich immer auf die neusten Einträge und bin jedes mal total begeistert. :) Mein Lob geht besonders an dich Sabrina, bei jedem deiner Einträge kann ich mich vor lachen kaum auf dem Stuhl halten. Dein "HDF" Eintrag hat meine Bauchmuskeln letztens besonders gefordert.

    Mein Freund lebt seit einigen Monaten auch Vegan. Quinoa, selbst gemachte Mandelmilch sowie gepresste Tonka Bohnen stehen bei uns tagtäglich auf der Speisekarte. Beim gemeinsame Frühstück, wenn ich mir mal wieder genüsslich meine morgendliche Dosis Schokopops schmecken lassen und mein Liebster mit Getreidesmoothies aller Art experimentiert kommt bei mir auch immer dieses "Pornoregal-Feeling" auf. Aber gerade dann wenn mir mal wieder dieser Jutesack-Geruch in die Nase steigt, schmeckt mein "sündiger" Start in den Morgen doppelt so lecker ;)

    Liebe Grüße,
    Stefanie

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  3. Liebe Sabrina,

    bei deinen Texten könnte ich mich wirklich wegschmeißen! Du sprichst einem auf eine besondere Art und Weise aus der Seele. Ich selber achte zwar immer mehr auf meinen Körper und gesunde Ernährung oder Produkte, dennoch lasse ich mir einige Dinge nicht nehmen. Jeder sollte seinen Lebensalltag so gestalten dürfen, wie man möchte, doch leider neigen wir schnell zu voreiligen Meinungen über andere. Mir macht es wirklich Spaß darüber zu lesen, wie du damit umgehst und was dir da so passiert. Man muss nicht alles so ernst nehmen! Weiter so :)

    Alles Liebe,

    Antonia

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  4. Herzlichen Dank für eure lieben Kommentare! Ich war richtig berührt und wenn ihr mich jetzt sehen könntet, würde euch ein hochroter Kopf gegenüberstehen. Es ist schön, nicht die Einzige zu sein, der all diese abstrusen Dinge passieren, über die man wirklich viel öfter schmunzeln sollte :)
    Alles Liebe ♥

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