Mittwoch, 11. Dezember 2013

liebes leben

Ein persönliches Finale. Von der Tatsache, dass eine Situation und das innere Empfinden weit auseinanderklaffen können. Und das alles, was denkbar ist, gedacht werden kann, aber nicht alles was machbar ist, auch gemacht werden muss.

Alice Munro gewann mit ihrem letzten Werk "Liebes Leben" den Literaturnobelpreis 2013

Alice Munro gibt uns auch mit ihrem letztem Werk „Liebes Leben“ diese eine erlösende Erlaubnis. Mit ihrem dreizehnten Band gewann sie nun endlich, mit 82 Jahren, den Literaturnobelpreis. Aus ihrer Feder stammen scheinbar alltägliche Geschichten, die den Leser jedoch nie unberührt lassen. Ihre Erzählungen spielen stets mit dem Perspektivenwechsel, verführen den Leser mit winzigen Andeutungen und Aussparungen, die Dinge zu erahnen. Das Schicksalhafte ihrer Geschichten erklärt sie mit Komik und Tragik zugleich. Die Kanadierin gilt als Meisterin der Ambivalenz.

Eine junge Frau reist während des Kriegs als Lehrerin in ein Sanatorium und beginnt dort ein Verhältnis mit dem leitenden Chirurgen. Sie wollen heimlich heiraten, doch im Auto, auf dem Weg zum Standesamt eröffnet er ihr, dass er es sich anders überlegt hat. Ein Mann nähert sich, um ihnen zu sagen, dass sie hier mit dem Auto nicht stehen bleiben können. Der Chirurg antwortet: „Wir sind schon weg.“ Sie klammert sich für einen Augenblick an das Wörtchen „Wir“. Doch kommt es darauf nicht an. "Ganz egal, was er sagte und meinte, er sprach in jenen Minuten aus demselben innersten Ort heraus, aus dem er gesprochen hatte, als er mit mir im Bett war. Aber jetzt, (...) ist es nicht mehr so." Jahre später treffen sie sich in Toronto zufällig wieder. "Wir starrten uns gleichzeitig an, mit nacktem Schock auf (...) unseren Gesichtern. Außer einem kleinen Aufblitzen in seinem Linken Auge, geschieht nichts. „Immer das linke, erinnerte ich mich“. Mit diesen kleinen, doch intimen Details schafft Alice Munro eine Vertrautheit. Und mit distanziertem Blick gibt sie als Lebensweisheit noch hinzu: „An Liebe ändert sich nie etwas.“ Ein wahrlich verdienter Nobelpreis.

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